Wege der Vielfalt,Teil 1: KALKMAGERRASEN BEI OTTBERGEN

Teil 1: Kalkmagerrasen bei Ottbergen

Die Wanderung führt vom Bahnhof Ottbergen nach Norden entlang den „Wegen der Vielfalt“ zu den Hängen von Stoot und Wingelstein mit ihren Kalkmagerrasen und danach südlich der Bahnstrecke durch das Dorf zurück zum Bahnhof. Sie ist die Nordschleife eines 13 km langen Rundwanderwegs um Ottbergen und Bruchhausen. Die „Wege der Vielfalt“ sind Teil des Wegenetzes „Erlesene Natur“ und mit dessen Logo, einem grünen Blatt an schwarzem Stängel auf weißem Grund, gekennzeichnet. Das Projekt „Erlesene Natur“ des Kreises Höxter hat das Ziel, Naturschutz und Erholung zu verbinden und Wanderern einen unmittelbaren Eindruck von der Schönheit der Natur- und Kulturlandschaft im Landkreis zu geben. Der höchste Punkt der Strecke liegt bei der Stoot-Hütte 301 Meter über NN, der tiefste beim Dorfplatz 109 Meter über NN.

Die Wanderung beginnt an der Bushaltestelle beim Bahnhof Höxter-Ottbergen.  Zwei große Schautafeln mit Karten zeigen die „Wege der Vielfalt“ sowie die 3 km lange, besonders für Kinder geeignete „Hohlwegrunde“ mit der Schlingnatter „Natti“ als Wegmarkierung.  Wir gehen durch die beiden Unterführungen und folgen der Straße „Tensgrund“, die leicht ansteigend nach Norden aus Ottbergen herausführt.  Schon kurz hinter dem Dorfrand bietet sich nach links ein schöner Ausblick zu Ottbergens Hausberg, dem Stoot.

Nach etwa 600 Metern biegen wir nach links in den Rammdalgraben ein, der als asphaltierter Feldweg beginnt und dann in einen von Bäumen und Sträuchern gesäumten Hohlweg übergeht.  Hohlwege entstanden, wenn sich Wege durch jahrhundertelange Nutzung mit Vieh und Fuhrwerken und durch abfließendes Regenwasser in weichen Boden einschnitten.  Die meisten Hohlwege wurden durch Landwirtschaft und Straßenbau eingeebnet, dieser aber wird weiter gepflegt und vom Gestrüpp freigehalten, das ihn sonst bald unpassierbar machen würde.  Eine hölzerne Skulptur eine Ochsenkarrens erinnert an die Entstehung des Hohlwegs. 

Da die Böschungen für landwirtschaftliche Bearbeitung zu steil waren, konnten sich Bäume und Sträucher ungestört ansiedeln. Wo sich große Baumkronen und Ranken von beiden Seiten hoch über dem Weg berühren, entsteht der Eindruck eines Dschungels. Darauf spielt die Hohlwegrunden-Station „Tor zum Dschungel“ an, wo Kinder sich an einem Seil wie Tarzan an der Liane über den Weg schwingen können.

An einigen Stellen am Böschungsrand zeigen scherenschnittartige Skulpturen aus Metall Szenen aus der Landwirtschaft in Ottbergen vor ihrer Mechanisierung.  Eine Schautafel am Weg bietet dazu jeweils weitere Informationen.  So transportierten die Bauern zum Beispiel die Milch ihrer Weidetiere oft auf kleinen, von Hunden gezogenen Karren ins Dorf, die auch auf engen Wegen wie dem Rammdalgraben fahren konnten. 

Holzskulpturen am Wegrand weisen auf Tiere und Pflanzen in diesem besonderen Lebensraum hin, und Schautafeln mit dem Natti-Logo regen besonders Kinder an, sie zu finden und zu beobachten.

Die heftigen Winterstürme haben leider auch hier ihre Spuren hinterlassen und einige Bäume und große Äste in den Hohlweg geworfen, sodass man sich manchmal durch das Gestrüpp an der Böschung kämpfen muss, um weiterzukommen.

Am Ende des Hohlwegs führen schiefe, aber solide steinerne Treppenstufen hinaus in die offene Landschaft. Hier, an der Einmündung des Rammdalgrabens in den Stootweg, steht „Nattis Schlingnatter-Infozaun“, auf dem viele Texttafeln Kindern diese harmlose, aber gelegentlich mit der giftigen Kreuzotter verwechselte Schlangenart nahebringen. Schlingnattern sind in der Gegend um Ottbergen an wärmebegünstigten Hängen mit artenreichen Kalkmagerrasen anzutreffen. Alte und in den letzten Jahren neu aufgeschichtete Lesesteinhaufen bieten ihnen sicheren Unterschlupf und Gelegenheit zum Aufwärmen in der Sonne, die sie als wechselwarme Tiere benötigen.

Wer weiter auf Nattis Spuren bleiben und die kurze Runde fortsetzen möchte, kann jetzt links auf den Stootweg einbiegen und bergab zur Stadt zurückwandern. Unter anderem laden ein Vogelstimmen-Ratespiel und eine Streuobstwiesen-Spielstation zum Ausprobieren und Beobachten ein.

Wir biegen rechts auf den Stootweg ein, der am Südhang des Stoots bergan führt, und erreichen nach etwa 400 Metern den Waldrand, wo wir auf einer Sitzbank mit der Aufschrift „Fernsicht“ auf Ottbergen und das Nethetal hinunterblicken können. Noch günstiger ist aber der Ausblick von der Stoothütte, die 50 Meter weiter rechts und 15 Meter höher ebenfalls am Waldrand steht. Das Gedicht vom „Ottberger Jungen“ auf einer Holztafel an der Innenwand verleiht dem Heimatgefühl der Bewohner des Nethedorfs Ausdruck.

Von der Hütte hat man freie Sicht nach Osten bis zum Solling, nach Südosten bis zum Reinhardswald, nach Süden bis zum Habichtswald und nach Südwesten bis zur Egge. Eine breite Schautafel mit beschrifteten Panoramafotos ermöglicht auch weniger ortskundigen Wanderern die Orientierung.

Wieder zurück auf dem Stootweg wenden wir uns nach rechts und gehen zunächst auf dem befestigten Weg bergauf, passieren nach etwa 50 Metern eine Schranke und biegen kurz dahinter links auf einen schmalen Pfad ein, der ohne die Schildchen mit dem „Erlesene Natur“-Logo an Baumstämmen in der Nähe kaum als Wanderweg zu erkennen wäre. Wo der Weg am Waldrand entlangführt, bieten sich schöne Ausblicke ins Nethetal, so auch bei der „Wildschweinbank“.

Das sich Wildschweine in diesem Mischwaldgebiet mit seinem reichen Nahrungsangebot „sauwohl“ fühlen, sieht man auch an den zerwühlten Stellen im Wanderweg, die besonders im Herbst, wenn sie dick mit Laub bedeckt sind, zu gefährlichen Stolperfallen werden können. Nach etwa 600 Metern mündet der Waldpfad in die „Viehdrift“-Straße (oft auch „Viehtrift“ geschrieben), in die wir links einbiegen und bergab wandern. Ungefähr 900 Meter weiter folgen wir dem Wegweiser zum Aussichtspunkt Wingelstein und biegen rechts auf den schnurgeraden Feldweg „Am Lennekensteine“ ab. Auf den Wiesen zur Linken fallen einige kahle Stellen auf, die sogenannten „Viehgangeln“ – über Jahrhunderte ausgetretene Trampelpfade und Ruheplätze der Weidetiere, auf die auch eine Schautafel hinweist.

Hinter den Wiesen führt der Wanderweg zwischen Gärten weiter bergab, dann nach links auf den Buchenbachweg, dort sofort wieder nach rechts an einem Anwesen mit einem weinroten Schuppen zur Linken und einem Ponygehege zur Rechten vorbei, und dahinter über eine kleine steinerne Treppe zur Derenbornstraße (L 890). Wer die Wanderung hier abkürzen möchte, kann nun links abbiegen und an der Straße entlang ins Dorf zurückwandern. Die Landstraße ist wenig befahren und übersichtlich, aber auch hier ist beim Überqueren Aufmerksamkeit geboten. Auf der anderen Seite führt der Wanderweg – nur durch einen Pfahl mit dem Logo gekennzeichnet – zunächst geradeaus durch Wiesen am Osthang des Wingelsteins bergauf. Oben am Waldrand lohnt ein Blick zurück.

Danach geht es auf einem gewundenen Pfad und vielen Treppenstufen durch jungen Mischwald weiter hinauf bis zum Wingelsteiner Weg. Auf diesen Asphaltweg biegen wir rechts ein und kommen nach etwa 100 Metern an der Wingelsteinhütte vorbei, die etwas abseits rechts vom Weg steht. Links vom Weg wechseln sich Mischwald und Rasenflächen ab – die seltenen und sehr artenreichen Kalkmagerrasen. Eine Schautafel erklärt die Besonderheiten dieses streng geschützten Lebensraums.

Ungefähr 200 Meter weiter folgen wir an der Gabelung dem Wegzeichen nach links. Nachdem es bis hier bergauf ging, wandern wir nun auf einem ebenen Asphaltweg am Waldrand des Wingelstein-Südhangs entlang, bis dieser in den Wald hineinführt. An diesem „Aussichtspunkt Wingelstein“ bietet sich ein sehr schöner Blick zur Nethe und die Feldflur von Bruchhausen.

Ein gut gekennzeichneter, mit Gras bewachsener und von Gebüsch gesäumter Pfad führt vom Aussichtspunkt weiter am Waldrand entlang zunächst recht steil bergab und biegt nach 300 Metern links ab. Hier erschweren die nur teilweise weggeräumten Äste einiger von den letzten Stürmen umgewehter Bäume etwas das Durchkommen. Der Wanderweg führt weiter geradeaus leicht bergab, danach im Zickzack über Trockenrasen wieder bergauf bis zu einer Landschaftsliege am Rand eines kleinen Waldstücks, wegen des Blicks nach Westen „Ruhebank zum Sonnenuntergang“ genannt.

Hinter der Ruhebank führt der Weg leicht abwärts durch das Waldstück, immer noch gesäumt von Sträuchern und jungen Bäumen. Eine Schautafel mit dem Titel „Säume am Wegesrand“ erklärt die besonderen Lebensbedingungen der Pflanzen, die sich an Wegrändern angesiedelt haben, und ihre Bedeutung für die Tierwelt. Nicht nur deswegen sollte man auch auf den Boden schauen, sondern auch, um nicht versehentlich die Schnecken zu zertreten, die hier oft unterwegs sind.

Nach etwa 400 Metern mündet der Pfad von rechts in den Wingelsteiner Weg, auf dem wir weiter geradeaus und leicht bergab nach Ottbergen wandern. Kurz hinter der Einmündung des Wingelsteiner Wegs in die Brakeler Straße (B 64) überqueren wir beim Gasthof Steineck die Bundesstraße an einer Fußgängerampel und darauf die Gleise der Eggebahn von Ottbergen nach Paderborn. Der Wanderweg führt von hier scharf rechts an den Gleisen entlang wieder aus dem Dorf heraus, aber wir nehmen jetzt die Abkürzung zum Bahnhof. Dazu gehen wir noch etwa 50 Meter an der Brakeler Straße entlang und biegen dann rechts ab in die Steinäckernstraße, an deren linker Seite ein Fuß- und Radweg verläuft. Diesem Weg folgen wir und erreichen nach etwa 500 Metern das Ufer der Nethe.

Hier biegt der Weg scharf links ab und führt an zwei Sportplätzen vorbei durch die Nethewiesen, bis er an der Einmündung in die Straße „In der Woort“ wieder bebautes Gebiet erreicht. Kleine Tafeln mit dem Foto einer Dampflok kennzeichnen diesen Abschnitt als Teil des Ottberger Bahnhofswanderwegs, der die Bedeutung der Eisenbahn für Ottbergen veranschaulicht.

Wir folgen der Straße „In der Woort“ bis zur T-Kreuzung und biegen dort rechts in die Straße „Im Timpen“ ein, die in die Ortsmitte zum tiefsten Punkt unserer Wanderstrecke am Dorfplatz führt. Die Heilig-Kreuz-Kirche (im 14. Jahrhundert errichtet, seither mehrere Umbauten und neuer Turm nach einem Blitzeinschlag 1853) und der Wiemers-Meyersche Hof (schon im 9. Jahrhundert erwähnt, bis 1787 im Besitz verschiedener Adelsfamilien, nach weiteren Besitzerwechseln seit 1973 Eigentum der Stadt Höxter und als Kulturzentrum „KuStall“ genutzt) bilden dort den historischen Mittelpunkt des Dorfes.

Hinter dem Dorfplatz biegen wir links auf die Nethestraße ein, überqueren nach etwa 150 Metern bei der Fußgängerampel die Brakeler Straße und gehen weiter geradeaus die Bahnhofstraße entlang bergauf bis zum Bahnhof. Ein schöner Blickfang ist das Fachwerkhaus von 1793 an der Bahnhofstraße 1, gleich hinter der Brakeler Straße auf der linken Seite, mit einer Sonnenuhr unter dem Giebel.

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