Wege der Vielfalt,Teil 2: Nethetal bei Bruchhausen

Teil 2: Nethetal bei Bruchhausen

Die Wanderung führt vom Bahnhof Ottbergen zunächst nach Westen entlang der Strecke der Eggebahn, danach auf den „Wegen der Vielfalt“ nach Südosten durch die Netheauen nach Bruchhausen, von dort am Nordhang der Hüwe entlang über die Nethebrücke durch die Wiesen südöstlich von Ottbergen, und über die Höxtersche Straße zurück zum Bahnhof. Sie kombiniert die Südschleife des 13 km langen Rundwanderwegs um Ottbergen und Bruchhausen mit dem Bahnhofswanderweg in Ottbergen. Die „Wege der Vielfalt“ sind Teil des Wegenetzes „Erlesene Natur“ und mit dessen Logo, einem grünen Blatt an schwarzem Stängel auf weißem Grund, gekennzeichnet. Das Projekt „Erlesene Natur“ des Kreises Höxter hat das Ziel, Naturschutz und Erholung zu verbinden und Wanderern einen unmittelbaren Eindruck von der Schönheit der Natur- und Kulturlandschaft im Landkreis zu geben. Der höchste Punkt der Strecke liegt beim Kriegerehrenmal Bruchhausen 167 Meter über NN, der tiefste bei den Nethewiesen südlich von Ottbergen 105 Meter über NN

Die Wanderung beginnt am Bahnhof Höxter-Ottbergen und folgt zunächst dem Bahnhofswanderweg.  Auf diesem Wegstück entlang der Bahnanlagen erfahren wir viel über den Eisenbahnbetrieb in der Dampflokzeit von 1934 bis 1976.  Das Bahnhofsgebäude als Visitenkarte des Dorfes wird seit 2009 von der Kulturgemeinschaft Ottbergen genutzt und zum Dorfentwicklungsmuseum und Begegnungszentrum ausgebaut.

Von der Bushaltestelle unten am Treppenaufgang zu den Gleisen gehen wir durch die beiden Unterführungen und wenden uns dann nach links zur Straße „Am Lintrott“. Vor den ersten Häusern geht der Wanderweg links von der Straße ab. Das kleine Schild an einem Pfahl im Gebüsch mit dem Foto einer Dampflok — dem Wegzeichen des Bahnhofswanderwegs — ist bei dichter Belaubung leicht zu übersehen; außerdem ist der Weg in manchen Karten fälschlich als gesperrt eingezeichnet.

Wir befinden uns nun auf der ehemaligen Ladestraße des Bahnhofs. Bis 1970 wurden hier Waggons mit Gütern wie Kohlen oder Zuckerrüben be- und entladen. Eine Hinweistafel erinnert an den Standort des Abfertigungsgebäudes, wo kleineres Stückgut und Pakete angenommen und verladen wurden. Gut erhalten ist der große Ringlokschuppen des Bahnbetriebswerks, wo seit 1937 bis zu 45 Dampfloks der Baureihe 44 für den Güterverkehr auf den Mittelgebirgsstrecken stationiert waren. Heute wird er privat genutzt.

Etwa 200 Meter weiter steht das ehemalige Stellwerk Ow (Ottbergen-West), das zusammen mit dem Fahrdienstleiterstellwerk Oof (Ottbergen-Ost mit Fahrdienstleiter) gleicher Bauart am anderen Ende der Bahnanlagen bis 2008 in Betrieb war.  Seitdem werden die Signale und Weichen in Ottbergen von Göttingen aus ferngesteuert.

Kurz bevor der Bahnohofswanderweg wieder in die Straße „Am Lintrott“ einmündet, sehen wir zur Linken eine mit Gestrüpp zugewucherte Überführung der Bahngleise über einen Bach. Diese Stelle heißt „Sprung“, und eine Tafel am Weg erinnert daran, dass hier gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, am 22. Februar 1945, 90 Menschen den Tod fanden, als der Behelfsbunker, in dem sie vor einem Luftangriff Schutz gesucht hatten, von einer Bombe getroffen wurde und einstürzte.

Auf der Straße „Am Lintrott“ wandern wir bis zur Einmündung in die Derenbornstraße am Ortsausgang, wenden uns dort nach links und überqueren zunächst die Gleise der Eggebahn und danach die Brakeler Straße (Bundesstraße 64). Bei der Einmündung der Bruchhäuser Straße in die Brakeler Straße, gegenüber dem Gasthof Steineck, führt der Wanderweg an der Südseite des Bahndamms entlang aus Ottbergen heraus und ist ab hier auch mit dem Zeichen des „Erlesene Natur“-Wegenetzes beschildert. Obwohl keine naturnahe Fläche, ist der Bahndamm wegen seiner sonnenexponierten Lage ein Lebensraum und Ausbreitungsweg für wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten. Zwischen Ottbergen und Höxter profitiert besonders die streng geschützte Schlingnatter von dieser Verbindung ihrer Lebensräume.

Ungefähr 900 Meter verläuft der Wanderweg in der Nähe der Bahnlinie und biegt dann vor dem Bahnübergang der B 64 schräg links ab. Ab hier ist der Weg teilweise unbefestigt und zerwühlt, bis er nach etwa 200 Metern nach rechts auf den asphaltierten Grundlosenweg einbiegt. Schon 80 Meter weiter verlassen wir den Grundlosenweg nach links und wandern auf einem Feldweg zur Brücke am Dahnefeldweg, von der sich ein schöner Ausblick auf die Auen der Nethe bietet.

Wir überqueren die Nethe auf der Brücke und folgen dem Dahnefeldweg. Auf den ersten 200 Metern verläuft er als Schotterweg zwischen Wiesen und ist an einigen Stellen von alten Kopfweiden gesäumt. Danach ist er asphaltiert und biegt in einer Linkskurve Richtung Bruchhausen ab. Nach weiteren 900 Metern, kurz vor dem Ortseingang, weist eine Schautafel an der linken Seite des Weges auf ein Wehr hin, das den Wasserstand des Mühlengrabens reguliert, der hier von der Nethe abzweigt. Wie der Name schon andeutet, wurde der Mühlengraben als Seitenkanal angelegt, um Mühlen mit einem stetigen Wasserstrom zu versorgen und vor Beschädigung durch Hochwasser zu schützen.

Beim Ortseingang biegen wir rechts ab auf den Bellerburgweg und wandern leicht bergauf bis zum Gasthaus Quellenhof. Dort werfen wir einen Blick auf das Dorf und biegen links ab auf einen Asphaltweg, der bergab zum Kurpark führt. Bis 2010 durfte sich Bruchhausen wegen der überregional bekannten heilkräftigen „Silberquelle“ als staatlich anerkannter Kurort vermarkten, aber nach einer Gesetzesänderung verzichtete die Stadt Höxter, zu der Bruchhausen gehört, auf den Titel, weil die weitere Anerkennung teure Investitionen in Gesundheitseinrichtungen erfordert hätte.

Im ehemaligen Kurhaus, das mittlerweile als „Dorfgemeinschaftshaus zur Silberquelle“ firmiert, kann man sich das Heilwasser kostenlos ausschenken lassen. Wer eine Jahresbrunnenkarte gekauft hat, darf auch größere Mengen in eigene Gefäße abfüllen und nach Hause mitnehmen. Der Kurpark heißt seit 2015 „Generationenpark Brunnenteich“; die Nachbarschafts-Initiative Bruchhausen pflegt die Grünanlagen und Spielgeräte ehrenamtlich.

Im Kurpark biegen wir rechts auf die Brunnenallee ein und wandern etwa 300 Meter ortsauswärts bis zur Einmündung in die Straße „Am Silberbach“. Dort biegen wir zunächst rechts und danach scharf links ab und folgen dem Wegzeichen des Wanderwegs und den auffälligen grünen Wegweisern „Zum Ehrenmal“ auf einen Schotterweg zur Warburger Straße (Landstraße 890), die wir überqueren müssen. Dabei ist wegen einer Kurve erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Auf der anderen Straßenseite geht es ungefähr 30 Meter nach rechts, und bei der Weserbergland-Imkerei schräg nach links auf einem Schotterweg am Dorfrand entlang den Westhang der Hüwe bergauf. Hinter der Siedlung wird der Weg links von Mischwald und rechts von Gebüsch gesäumt und ist weniger gut befestigt, bis er in einen Asphaltweg mündet, auf dem wir nach links bergauf wandern. Schon von weitem sind am Ende des Wegs rechts die Schutzhütte und weiter links hinten das Kriegerehrenmal am Hüweweg zu sehen.

Vom Sockel des Denkmals reicht der Blick nach Norden über Bruchhausen und Ottbergen bis zu den Hängen von Wingelstein und Stoot mit ihren wertvollen Kalkmagerrasen. Gut zu erkennen ist hier die Kleinteiligkeit und Vielfalt der Flur, wo sonst vielerorts eintönige große Flächen vorherrschen, die mit Maschinen rationeller bewirtschaftet werden können. Eine Schautafel hebt den Wert dieser als europäisches Naturerbe „Natura 2000“ geschützten Kulturlandschaft für Mensch und Natur hervor.

Vom Kriegerehrenmal führt der Wanderweg durch die kleine Grünanlage hinunter zur Schautafel und von dort nach rechts ungefähr 400 Meter durch einen jungen Buchenwald. Danach geht es links bergab auf einem Asphaltweg bis zum oberen Ende des Friedhofs und dort weiter nach rechts am Nordhang der Hüwe entlang Richtung Ottbergen. Nach Nordosten geht der Blick von hier über Ottbergen und Amelunxen an der Nethe bis zum Schloss Fürstenberg am rechten Weserufer vor den Hängen des Sollings.

Durch die Wiesen zur Linken fließt der Bruchbergsbach, auch Bruchbach genannt. In der Nähe des Bachs ist der Wanderweg streckenweise unbefestigt und von Landmaschinen zerfahren. Bei der Mündung des Bruchbachs in die Nethe biegen wir links ab auf die Nethestraße und überqueren die Nethe auf der historischen Steinbrücke, die 1710 anstelle einer durch Hochwasser zerstörten Holzbrücke errichtet wurde.

Nach etwa 700 Metern in der Nähe der Nethe biegt der Bahnwanderweg links ab und führt leicht bergan schnurgerade zum östlichen Rand des Dorfes, wo er nach weiteren 300 Metern in die Höxtersche Straße (B 64) einmündet. Dort sind schon von weitem die um 1900 in preußischem Stil errichteten Backsteinhäuser der Eisenbahnersiedlung „Klein Hamburg“ zu sehen. Häuser der gleichen Bauart stehen auch in „Klein Lübeck“ nördlich vom Bahnhof und in „Klein Bremen“ im Westen des Ortes. Auffällig ist die Benennung nach den Hansestädten, die wahrscheinlich auf den im Dorf als ungewohnt und eher für jene Städte typisch empfundenen Baustil zurückgeht.

Das letzte Stück unserer Wanderung verläuft etwa 500 Meter auf dem Gehweg der Höxterschen Straße Richtung Ortsmitte. Danach biegen wir rechts in die Bahnhofstraße ein und gehen direkt auf den Bahnhof zu, den wir nach weiteren 200 Metern erreichen. An der Rückseite des ehemaligen Empfangsgebäudes und heutigen Dorfentwicklungsmuseums erinnert ein alter Bahnsteig-Gepäckkarren mit Koffern an den personalintensiven Bahnbetrieb bis in die 1970er Jahre.

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