Durchs wilde Kurdistan
von Karl May
Der deutsche Kara Ben Nemsi war mit seinem Diener und Freund Hadschi Halef Omar, dem Scheik Mohammed Emin und dem Engländer David Lindsay aufgebrochen, um dem Sohn des Scheiks Amad Ghandur aus dem Gefängnis zu befreien. Dieses befand sich in Amadije, einer großen Festung und Stadt.
In der Stadt Mossul mussten sie zunächst eine Pause einlegen und Kara Ben Nemsi wurde zum Statthalter gerufen. Er musste Folge leisten und ging hin. Als der Statthalter erfuhr, dass Kara Ben Nemsi durch das Kurdistan reisen will, warnt er ihn vor den wilden Kurdenstämmen, besonders vor den Teufelsanbetern. Zum Schutz mussten sie eine Gruppe Soldaten mitnehmen. Die Soldaten waren in schlechtem Zustand. Als die Gruppe in einem kleinen Dorf Pause machten, waren auf einmal nur noch zwei von ihnen übrig.
Darunter ein Oberst, der auf einem Esel ritt. Einige mussten wieder zurückgekehrt sein. Doch die Reise musste weitergehen.
Bald trafen sie auf die Teufelsanbeter. Sie lebten im Gebirge in kleinen Hütten. Kara Ben Nemsi und seine Begleiter wurden als Gäste empfangen und sie durften sogar an einem Begräbnis teilnehmen. Aufeinmal gab es eine Unterbrechung als sie erfuhren, dass eine Gruppe türkischer Soldaten beabsichtigte die Teufelsanbeter zu überfallen. Der Anführer des gläubigen Bergvolkes war allerdings schon vorgewarnt und hatte Frauen und Kinder in Sicherheit gebracht. Die Männer waren alle bewaffnet. Kara Ben Nemsi gab noch den Ratschlag die Berghänge zu besetzen und so warteten alle auf die türkische Soldaten. Als diese eintrafen wurde diese schnell überwältigt. Sie mussten unverrichteter Dinge und entwaffnet abziehen. Dann verabschiedeten sich Kara Ben Nemsi und seine Freunde von den Teufelsanbetern.
Die Reise ging weiter durch das Gebirge und dann nach Amadije, in dem das Gefängnis war. Das Glück wollte es, dass sie auf den Gefängnisaufseher trafen. Der Mann dachte, die Gruppe wären vornehme Leute und lud sie zu sich nach Hause. Kara Ben Nemsi nutzte die Situation aus und freundete sich mit dem Gefängnisaufseher an. So erfuhr er, in welcher Gefängniszelle Amad Ghandur saß. Die Frau des Gefängnisaufsehers versorgte die Gefangenen. Am nächsten Tag durfte Kara Ben Nemsi mit in das Gefängnis und konnte sich selbst von dem Zustand der Gefangenen überzeugen. Da sie nur Wasser und Mehlsuppe bekamen, waren alle sehr abgemagert. Es wurden sofort Pläne für die Befreiung geschmiedet, doch musste noch der richtige Zeitpunkt abgewartet werden. Dieser bot sich bald, denn der Gefängnisdirektor hatte von Kara Ben Nemsi gehört und wollte ihn sprechen. Der Direktor hatte gehört, dass der Deutsche ein Arzt sei und wollte nun von ihm eine Arznei haben. Allerdings keine gewöhnliche, sondern eine mit Alkohol. Dieses war eigentlich den Moslems verboten.
Auch hier wusste der Deutsche eine Rat und braute einen Glühwein.
Der Gefängnisdirektor war begeistert von dem Getränk und war bald in einem Rausch. Der Gefängnisaufseher bekam Wind davon und wollte nun auch diese Arznei. Der Deutsche musste nun mehr vom Glühwein herstellen. Etwas später wurde er vom Gefängnisaufseher in ein Lokal eingeladen. Dort wollte er ungestört das alkoholische Getränk genießen.
Der Zufall wollte es, dass auch der Direktor mit eingeladen war und so zog sich der Abend in die Länge. Die beiden Türken bekamen schnell einen Rausch. Im betrunkenen Zustand wollten sie dann das Gefängnis inspizieren und Kara Ben Nemsi musste die beiden Männer stützen. Beim Aufschließen der Türen gab es ein Durcheinander und Kara konnte sich den Schlüssel für die Gefängnistüren stibitzen. Die Männer waren mittlerweile so betrunken, dass sie im Vorraum des Gefängnisses einschliefen. Kara hatte sich die richtige Gefängnistür gemerkt, in der Amad Al Ghandur saß. Er schloss die Tür auf und half dem Gefangenen aus dem Loch. Hadschi Halef und David Lindsay hatten ein Versteck für Amad gefunden und führten ihn dorthin.
Kara Ben Nemsi musste noch dableiben, da es sonst aufgefallen wäre. Am nächsten Morgen gab es ein großes Überraschen von dem Gefängnisdirektor. Er ließ alle seine Untergebenen herrufen und ließ sie befragen. Auch der Deutsche wurde befragt, da er aber die ganze Zeit beim Direktor und beim Gefängniswärter war, hatte er ein Alibi.
Die ganze Umgebung wurde nach dem Gefangenen abgesucht und man fand nur ein paar Fetzen an einer Steilwand. Es schien so, als ob der Gefangene bei der Flucht hinunter gestürzt war. Der Gefängnisdirektor war trotzdem misstrauisch geworden und verdächtigte den Deutschen bei der Flucht geholfen zu haben. Kara Ben Nemsi und seine Gefährten mussten nun schnellst möglich fliehen. In der Nacht holten sie Amad Al Ghandur aus seinem Versteck und ritten aus Amadije raus. Vater und Sohn waren nun wieder vereint und sehr dankbar. Nun mussten sie zurück zu den Weidegründe der Haddedihn. Das Heimatgebiet von Mohammed Emin und seinem Sohn. Dabei ritten sie durch gefährliche Gebiete, denn einige kurdische Stämme waren sehr kriegerisch.
Ende